Sonntag, 10. November 2013

"Was dran ist und was zu tun ist..."




Moin zusammen,

wozu einen der Internetblog der Kirchenleitung der EKiR manchmal bringt. Diesmal zum Einstieg in die Predigt heute.

Fröhliche Grüße
Bernd


Lieber Vater, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist. Komm Heiliger Geist. Amen

Liebe Gemeinde,

weiter geht es in unserer Predigtreihe zu Kolosser. Heute Kolosser 3, 1-11. Durch Christus verändert. Auf Seite 240 der Gottesdienstbibel im Neuen Testament.

Der alte und der neue Mensch

1 Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.
5 So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.
6 Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet.
8 Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde;
9 belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen
10 und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat.
11 Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.

„Was dran ist und was zu tun ist…“ überschreibt der Präses der EKiR Manfred Rekowski seinen unregelmäßigen Beitrag im Internetblog der Kirchenleitung (praesesblog.ekir.de). Darin sagt er: „Schaut man auf das, was dran ist, dann wissen wir ziemlich genau, was zu tun ist.“ Er erkennt dass „wir vor einem Dilemma stehen: wir müssen die anstehenden finanziellen Probleme verantwortungsvoll lösen, damit wir unseren Auftrag erfüllen können.“
Dazu gibt es vielfältige Ansätze in der EKiR, unter anderem eine Werkstatt Zukunftsfähigkeit in der „ein Teil der Teilnehmenden entschlossen am Bild der Kirche von morgen malen wollte, der andere Teil endlich damit beginnen, die ungelösten finanziellen Probleme anzupacken, die unsere Handlungsfähigkeit gefährden.“ In der Werkstatt nannte Rekowski denn auch die Ziele der Kirchenleitung bis 2025: „„Im Jahr 2025 sind Gemeindeglieder in der Evangelischen Kirche sprach- und auskunftsfähig über ihren Glauben und setzen in ihrem Engagement eine weltoffene missionarische Haltung um.“ „Außerdem soll die evangelische Kirche eine gesellschaftlich und politisch deutlich wahrnehmbare Stimme sein. Sodann unterbreitete der Präses den Teilnehmenden der Werkstatt Zukunftsfähigkeit acht Vorschläge für mögliche Entscheidungskriterien.“

In keinem der acht Vorschläge steht eines der Worte: Gott, Christus oder Heiliger Geist.

„Was dran ist und was zu tun ist…“

„Was dran ist und was zu tun ist…“ so könnte auch der heutige Predigttext überschrieben werden.

1 Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.
2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
3 Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
4 Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.

Was dran ist, was zu tun ist ergibt sich daraus, dass ich als Christ mit Christus auferstanden bin, nämlich nach dem zu suchen, was droben ist, nicht nach dem trachten, was auf Erden ist.

Aber was bedeutet das: Als Christ mit Christus auferstanden. Das ist auf den ersten Blick doch ein Satz, wie gemalt. Mit Christus auferstanden – wow. Als Christus auferstanden ist, hat er mich direkt mit auferstehen lassen. Was soll ich da noch suchen, was droben ist. Ich bin doch schon bei Christus. Bin doch schon droben.

Ganz so ist es dann doch nicht. Das merke ich ja auch. Wenn ich mich so umsehe, sieht das für mich nicht so aus, als wäre ich in der Nähe zur Rechten Gottes. Ich sehe die Unzulänglichkeiten, die sich in dieser Welt abspielen. Sehe die Auswirkungen, die „Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht“ auf unsere Gesellschaft haben. Muß auch immer wieder schmerzvoll erfahren, dass „Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte“ nicht nur „aus eurem Munde“ kommen, sondern vor allem aus meinem eigenen Leben nicht verschwunden sind. „Den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen“ – das ist doch oft nicht sichtbar für andere.

Kann ich dann davon reden, mit Christus auferstanden zu sein?

Ja ich kann. Denn das ist das Geschenk in diesem Text: „mit Christus auferstanden… Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.

So wie Christus am Kreuz für meine Sünden gestorben ist, sie ins äußerste Meer geworfen hat, so hat er mich in seiner Auferstehung, seiner Himmelfahrt mitgenommen zu Gott. Ich bin droben schon angekommen. Dank sei Christus.

Wolfgang Vorländer hat das in einer Geschichte wunderschön ausgedrückt: „Wenn ein Ertrinkender von einem Rettungsschwimmer gerettet wird, dann umklammert der Rettungsschwimmer den Ertrinkenden mit einem speziellen Griff von hinten und zieht ihn so mit sich. Genau das ist bereits mit allen, die Jesus ihr Leben überlassen haben, geschehen: Es ist bereits geschehen in der Auferstehung Jesu. Und kein Ertrinkender wird sagen: Was macht der da mit mir, ich kann mich ja gar nicht frei bewegen! Sondern das genau ist seine Rettung.“

Und weil ich von diesem droben etwas mitbekommen habe, weil ich von Jesus gerettet wurde, darum möchte ich in meinem Leben Veränderung. Veränderung, die nicht von mir ausgeht, sondern von Christus.


Vom ‚Droben’ und ‚Drunten’

Aber nicht das wir uns falsch verstehen: nur nach droben blicken ist nicht zu verwechseln mit als Hans-guck-in-die-Luft durch das Leben zu gehen.
Wer ständig nach droben schaut gerät zu schnell ins Stolpern, weil er die einfachen Dinge, die auf seinem Lebensweg liegen nicht wahrnimmt und darüber stolpert.

Was ist mit dem Droben denn gemeint? Vielfach wird es doch so verstanden, das Gott da irgendwo über uns ist, wir mühsam mit einer Leiter zu ihm raufklettern müssen und wenn wir zwischendurch einen Fehler machen, dann schüttelt er ein bischen und wir rutschen ein paar Sprossen weiter nach unten.
Dabei hat dieses Droben doch einen ganz anderen Charakter. Es geht um die Ausrichtung meines Christseins. Mich daran auszurichten, was Jesus mir als Verhaltensweisen vorgelebt und gezeigt hat. Die Frau am Brunnnen, der barmherzige Samariter, die Hochzeit zu Kanaa – all das sind Beispiele dafür.
Jesus Umgang mit seinen Jüngern: klare, auch traurig machende Worte. Zu Petrus zum Beispiel (Du wirst mich dreimal verleugnen), aber ebenso die wertschätzenden, liebevollen Zusagen an ihn (Hüte meine Schafe).
Dieses Ausrichten steht oft im Widerspruch zu dem, was die Welt lehrt: Statt Ellenbogendenken, Konkurrenzgebahren und Profitgier steht Jesus für etwas gänzlich anderes: Liebe, grenzenlose Liebe von ihm zu uns Menschen. Und dazu ermuntert er uns immer wieder.


Bei „Droben“ sollten wir nicht ortsbezogen denken, sondern immer an die grenzenlose Liebe Gottes zu mir als Mensch. Ich bin sein Kind, von ihm geliebt und angenommen.

Und weil ich von diesem droben etwas mitbekommen habe, weil ich von Jesus gerettet wurde, darum möchte ich in meinem Leben ‚“drunten“ Veränderung. Veränderung, die nicht von mir ausgeht, sondern von Christus.


Vom ‚alten’ und vom ‚neuen’ Menschen

Wie schon mal erwähnt: „Den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen“ – das ist doch oft nicht sichtbar für andere.

Veränderung geschieht meist nicht abrupt sondern Schritt für Schritt. Wie ich beim Wandern auch nicht mit größter Geschwindigkeit beginne den Berg hinaufzurasen, damit ich auch für die schwierigeren Wegpassagen weiter oben noch Kraft genug habe, so brauche ich auch auf meinem Weg Jesus immer mehr nachzufolgen oft auch Zeit. Nicht jeder ist ein Paulus, nicht jede schafft so schnell Veränderung, nicht jeder bekommt so schnell Veränderung geschenkt. Ich fühle mich manchmal eher wie ein Petrus, der immer wieder zurückgeworfen wird in seiner Beziehung zu Jesus. Und trotzdem bin ich, wie er, gewiß: Jesus verändert mich.

Sollte ich das Gefühl haben, das doch nicht immer alles so klappt, wie es eigentlich von Gott vorgesehen ist, das meine Verhaltensweise sich eben nicht dem nähert, was droben ist: ich darf gewiss sein, das Jesus mich trotzdem angenommen hat, das ich bei ihm geborgen bin. Und das ich deshalb einen neuen Anlauf nehmen darf.

Einen neuen Anlauf nehmen, das ist allerdings eine Voraussetzung um den heutigen Bibeltext umsetzen zu können. Hier sind wir gefordert. „Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht“ Unser ganzes Leben ist davon betroffen. Familie, Freundeskreis, Arbeitskollegen. Schule, Sportverein. Politik und Wirtschaft. Was das heißt wird oft auch unterschiedlich ausgelegt, unterschiedlich bewertet. Für den einen ist es das ‚Laut Stellung beziehen’, für die andere das ‚Stille im Kämmerchen beten’. Entscheidend ist aber immer der Wille zur Veränderung, die Frage nach dem, was Gott für mein Leben vorgesehen hat. Was würde Jesus tun? Jetzt, an meiner Stelle.

„Suchen, was droben ist, bedeutet gerade unter den heutigen Bedingungen nicht Weltflucht, sondern Zukunftsgestaltung – denn die Handlungsmaximen des „alten Menschen“ mit seiner Profitorientierung und seinen manipulativen Methoden der Vorteilsnahme stellen das Fortbestehen unserer Welt zunehmend in Frage…Was die Ausrichtung an Christus - personal und global - für das soziale Zusammenleben bedeutet [wissen wir aus den Evangelien]: Nicht Konfrontation, Konkurrenz und Besitzstreben, sondern friedliche Koexistenz, Vergebung und Versöhnung eröffnen den Weg in eine bestandsfähige Zukunft.“ schreibt Friedhelm Schneider.

Damit letztlich gilt:
Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus.

In heutigem Deutsch:
Da ist nicht mehr Mann oder Frau, Jung oder Alt, Europäer, Afrikaner, Arbeiter, Akademikerin, sondern alles und in allen Christus.

Oder wie es in 1. Timotheus 2,4 heißt
„Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

Nicht erst 2025.

Amen