Dienstag, 22. Oktober 2013

Petrus - ein Mensch wie Du und ich

Moin zusammen,

gestern abend - Männerkreis in Heckinghausen. Zusammen mit dem Männerkreis der BK-Gruppe Barmen. Knapp 30 Männer, lecker Riefkoken med Appelmoos und danach das Leben des Petrus. Genuß für Magen und Herz.

Fröhliche Grüße
Bernd


Gedanken zu Lk 22

Warum gerade dieser Text, werden sich einige von euch bestimmt fragen. Warum gerade diese bekannte Geschichte, die doch in Krinte und Jugendgruppen in regelmäßigen Abständen durchgenommen wurde.
Zum einen, weil jeder von euch, ob er nun viel mit Gott und der Bibel anfangen kann oder nicht, sich unter Petrus jemanden vorstellen kann, weil Petrus nichts Abstraktes ist, kein Übermensch, sondern jemand, der aus dem normalen Leben entspringt. Petrus ist einer, der schnell zornig, ja sogar jähzornig wird, jemand, der schnell zu begeistern ist und dann voll hinter einer Sache steht, aber genauso auch tief fällt, wenn er sich im Stich gelassen fühlt. Petrus ist ein Mensch wie Du und ich.
Und deshalb können wir viel von ihm und seinem Umgang mit Jesus lernen.
Hören wir doch einmal, wie die Geschichte mit der Verleugnung begann.

Lk. 22, 34
"34Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, bevor du dreimal geleugnet hast, daß du mich kennst."

Allein dieser Vers hat es schon in sich, Ganz klar wird deutlich, das Petrus niemand unbekanntes ist. Im Gegenteil, Petrus ist Jesus gut bekannt, sie sind schon seit längerem zusammen durch die Gegend gezogen, haben ihr Leben miteinander geteilt. Jesus kennt Petrus - weiß genau, wie er in bestimmten Situationen reagieren wird. Nicht nur, weil er Gottes Sohn ist, sondern auch durch die Erfahrung im Zusammenleben mit ihm. Deshalb kann Jesus die Verleugnung vorwegnehmen, kann Petrus schon einmal darauf vorbereiten. Auch wenn es für Petrus hart ist, Jesus so offen reden zu hören.
Petrus steht für uns. Auch wir werden von Gottes Wort so getroffen wie er. Auch wir fühlen uns oft bevormundet und von Gott zu Marionetten degradiert. Auch wir sind Jesus bekannt - sogar nicht nur ge- sondern auch erkannt. Wir sind nicht nur flüchtige Bekannte für ihn, sondern Menschen, die er durch und durch kennt. Und eben deshalb kann er uns auch auf den Kopf zusagen, wo wir ihn verleugnen. Und genauso wie Petrus bleibt uns keine Chance zum reagieren, und deshalb wenden wir uns so oft von Jesus ab, weil wir seine Offenheit, die Wahrheit also, nicht ertragen können.
Aber zurück zu Petrus, wie geht seine Geschichte weiter.


Lk. 22, 54 - 55
"54 Sie ergriffen ihn aber und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohepriesters. Petrus aber folgte etwas entfernt. 55 Da zündeten sie mitten im Hof ein Feuer an und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie.

Petrus ist hier wieder zu sehen in seiner Paraderolle. Die des mutigen Helden, der forsch voranstürmt, ohne sich um irgendetwas zu scheren. Hier kommt der Heißsporn in ihm zum Ausdruck. Er ist neben einem anderen nicht genannten Jünger der einzige, der sich traut Jesus nach seiner Festnahme zu folgen. Und das sogar bis hinein in das Haus des Hohepriesters. Ein Haus, das nicht wie jedes normale war, sondern eben das des geistigen Führers der Juden. Er begibt sich also auf Gegners Terrain. Gibt seinen Heimvorteil der Straße auf, um Jesus zu folgen.
Warum folgt er ihm überhaupt? Ich denke das es zum einen die Hoffnung ist, Jesus doch noch befreien zu können, ihn zur Vernunft bringen zu können, was ihm im Garten Gezemaneh bei Jesu Festnahme nicht gelungen ist. Zum anderen aber auch, Jesus zu zeigen, das er nicht allein ist, bei dem, was ihm nun bevorsteht.
Petrus geht auch nicht her und folgt Jesus heimlich. Offen und stolz folgt er, geht - von allen Seiten zu sehen - entschlossenen Schrittes durch den Torbogen und auf die Leute zu, die mitten im Hof ein Feuer entzündeten. Er erinnert sich bestimmt daran, dass er Jesus einmal gesagt hat "Und wenn ich mit dir sterben müßte, wollte ich dich nicht verleugnen". Er verhält sich genauso in dieser Szene. Mutig, beherzt hat er im Garten Gezemaneh zum Schwert gegriffen - und hätte umkommen können. Mutig, beherzt tritt er nun in des Gegners Haus auf - und könnte festgenommen werden als Nachfolger Jesus, als Schlächter von Gezemaneh. Stolz und treu wie wir es aus alten Heldenfilmen kennen, wie es früher als heroisch galt, tritt er auf. Bei einer Verfilmung seines Lebens, würde ich ihn in strahlendem Licht auftreten lassen, klassische Musik, am besten Wagners Götterdämmerung dazu spielen lassen. Petrus - der personifizierte Stolz, die menschgewordene Ehre. Der letzte Überlebende aus Jesu Zeit des Wirkens, des Umherziehens durch Israel. Wenigstens einer, der ihm noch folgt. Der andere Jünger muß schon verschwunden sein, er kommt nicht zu Wort, er ist nicht zu sehen. Nur noch Petrus bleibt über.
Schnitt - Klappe
Wer jetzt denkt es passiert etwas heroisches, wird von der Fortsetzung enttäuscht sein.

Lk. 22, 56 - 60
56 Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen und sah ihn genau an und sagte: Der war auch mit ihm zusammen. 57 Er aber leugnete und sagte zu der Frau: 58 Ich kenne ihn nicht. Bald darauf sah ihn ein anderer und sagte: Du bist auch einer von denen. Petrus aber antwortete: 59 Mensch, ich bin's nicht. Ungefähr nach einer Stunde bekräftigte es ein anderer und sagte: Ganz sicher, er war auch mit ihm zusammen; denn er ist Galiläer. 60 Petrus aber sagte: Mensch, ich weiß nicht, was du meinst. Und während er noch redete, krähte schon der Hahn."

Petrus fängt an zu lügen, vielleicht aus Angst, vielleicht weil er sich plötzlich schämt, vielleicht nur, um die Prophezeiung zu erfüllen. Konfrontiert mit der Meinung der Magd, einer Frau oder - für  die damalige Zeit besser - einen Weibsrock bricht er aus aus seiner Starrolle. Er leugnet Jesus.
Und das nicht nur einmal, nein dreimal gibt er vor, Jesus nicht zu kennen. Wie sehr deckt sich das doch mit unserem Leben. Wie oft haben wir Jesus schon geleugnet? Bestimmt haben sich die meisten von uns während der Krinte vorgenommen, Jesus nachzufolgen, weil wir es überzeugen fanden, wie unser Pfarrer von ihm sprach, weil wir auf Freizeiten plötzlich so ein tolles Gefühl in uns aufsteigen spürten, weil wir staunten, wie Jesus mit den Menschen umging und wir von ihm ebenso behandelt werden wollten.
Doch meistens sind wir doch immer wieder zum Petrus geworden. Wir haben lauthals unseren Glauben bekannt, wenn es darum ging, in Krinte, Gruppe oder auf Freizeit etwas Kluges zu sagen, aber in unserem Alltag, in Schule, Beruf und Familie sind wir dann doch kleinlaut geworden und haben Jesus ins Abseits gestellt, verleugnet, weil wir nicht mit dem Makel "religiös veranlagt" leben wollten, weil wir uns mit den Anforderungen Jesus nicht auseinandersetzen, ihn nicht Teil unseres Lebens werden lassen wollten.
Petrus steht auch ganz genau an diesem Punkt. Doch dann passiert etwas, das ihn zum Nachdenken bringt.

Lk. 22, 61 - 62
 "61 Da wandte sich der Herr um und sah Petrus an. Und Petrus dachte daran, wie der Herr zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht. wirst Du mich dreimal verleugnen. 62 Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich."

Jesus sieht also Petrus an. Er sagt nichts, er macht Petrus keine Vorwürfe, er sieht ihn nur an. Und wir sehen wieder: Jesus kennt Petrus. Er braucht nicht mit ihm reden, er versteht auch so, was in ihm vorgeht. Genauso ergeht es uns auch. Jesus wirft uns nicht vor, wie wir uns ihm gegenüber verhalten haben. Er fängt nicht an, mit uns zu streiten, er schaut uns nur an. Und ich glaube, in seinen Augen sind Tränen. Wie wir darüber weinen, weil Beziehungen auseinandergehen, weil Freundschaften zerbrechen oder Menschen sterben, so weint Jesus um uns. Um jeden einzelnen von uns.
Weil wir uns von ihm entfernen, weil wir nicht sehen wollen, das er für uns gestorben ist, mit uns eine Beziehung will.
Petrus erkennt das. Genau in der Sekunde, als Jesus ihn ansieht erinnert er sich der Worte Jesus "Du wirst mich verleugnen" und ebenso an seine anmaßende Antwort "Ich - niemals". Und plötzlich bricht es aus ihm hervor. All das, was sich in letzter Zeit in ihm angestaut hat. Sein Ärger darüber, das Jesus doch nicht so stark ist, wie er glaubte, sein Ärger, das Jesus so bedingungslos, kampflos kapitulierte, sein Ärger, plötzlich sämtlicher Zukunftspläne beraubt zu sein. Petrus sieht dies alles - und fängt bitterlich an zu weinen. Petrus - ein Mann - weinend - vor einer Frau - einer Magd, wie tief ist er gesunken. Doch er kann nicht aufhören. Immer stärker bricht es aus ihm hervor. Immer mehr Tränen, mehr Schluchzen. Mittlerweile nicht mehr nur aus Ärger, sondern auch aus Erkenntnis. In ihm steigt immer mehr das auf, was wir auch kennen. Wir erkennen nämlich oft genug unsere eigenen Schwächen, ärgern uns über sie, werden wütend und aggressiv oder aber betrübt und depressiv. Und genau das stellt Petrus gerade fest. Er erkennt seine eigene Schwäche. Und das ist ganz schön traurig für ihn. Auch für uns. Sich eingestehen müssen, das Schwächen vorhanden sind, das nicht alles Gold ist, was an uns glänzt. Auch wir müßten uns Petrus anschließen und weinen.
Wir wissen nicht, wie Petrus aus dieser Situation herausgekommen ist - Ist er einfach gegangen, hat er noch jemanden getroffen, mit ihm oder ihr geredet, war vielleicht sogar die Magd Stütze in diesem Moment? Wie gesagt, wir wissen es nicht.
Dafür steht aber im Johannesevangelium

Joh. 21, 15 - 17
"15 Als sie nun das Mahl gehalten hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als diese mich haben? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer" 16 Da sagte er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich habe. Jesus sagte zu ihm: Hüte meine Schafe. 17 Da sagte er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm gesagt hatte: Hast du mich lieb?, und antwortete ihm: Herr, du weißt alles, du weißt doch, daß ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!"

Hier wird klar, was aus Petrus geworden ist. Trotz aller bitterer Erfahrungen, aller Trauer und Schmerzen. Petrus ist bei Jesus geblieben, hat seine Schwachheit erkannt und angenommen, weiß sich in Jesus geborgen.
Und so wie Petrus Jesus verleugnet hat, so geht nun Jesus her und vergibt ihm. Nach dreimaliger Verleugnung nun dreimalige Vergebung. Und dazu ein direkter Vertrauensbeweis "Hüte meine Schafe". also kümmere dich um das, was mir lieb ist. Ich vertraue dir.
Petrus hat viel gelernt, seit er Jesus kennengelernt hat. Er hat sich selbst erkannt, hat seine Schwäche eingestanden, und vor allem gesehen, das Jesus bedingungslos zu ihm steht, ihn immer und überall begleitet und leitet. Ein kurzer Blick hier, ein leises Wort dort, Jesus ist allezeit da.
Wollen wir uns auch darauf einlassen?